Ich habs ja schon in einem anderen Beitrag geschrieben, dass mein Hobby das Mittelalter ist. Dafür und alles was damit zu tun hat, interessiere ich mich schon seit Ewigkeiten. Ich glaube irgendwann so mit 18? war mir klar, dass ich eigentich in der falschen Zeit lebe. Also reise ich in der Freizeit gerne ein paar Jahrhunderte zurück. Im Laufe der Zeit ist daraus ein sehr umfangreiches und anstrengendes Hobby geworden. Bis Ende 2009 hatte ich meine eigenen Lagergruppe - die Kronsberger, welche eine spätmittelalterliche Kaufmannsfamilie darstellt- die in der Saison von März bis Oktober fast jedes Wochenende auf einer mittelalterlichen Veranstaltung gelagert hat. Innerhalb sehr kurzer Zeit haben wir uns einen guten Ruf bei den entsprechenden Veranstaltern erarbeitet und wurden gerne gebucht. Das lag vor allem daran, dass wir uns wirklich Gedanken darüber gemacht haben, WAS wir darstellen. Und wie wir das den interessierten Marktbesuchern anschaulich und unterhalsam nahebringen können. Aus Flaschen trinkende, rauchende und unter dem Tisch heimlich Ketchup nutzende Kostümkasper - nein das wollten wir nie sein!
Durch das Hobby sind wir bis auf Märkte in Österreich gekommen und haben Menschen mit den gleichen Interessen aus allen möglichen Gegenden und Ländern kennengelernt. Die beiden härtesten Veranstaltungen die auch von uns arangiert worden waren, waren zwei Winterlager im Februar 2008 und 2009. DAS war wirklich eine Herausforderung - so bei minus 15 Grad und gewaltigen Schneemassen. Aber war trotzdem klasse!.
Da ich auch privat und im Heute gerne koche und meine Männer immer hungrig waren, hat es sich natürlich ergeben, dass ich mich mit den Rezepten und Zubereitungsmethoden "meiner" Zeit (1485) beschäftigt habe. Die Ergebnisse waren eigentlich immer lecker und in den Jahren 2007 - 2009 habe ich während des Lagers Schaukochen (richtig mit offenem Feuer, den der Zeit angepaßten Gerätschaften, Gemüse und Fleisch des MA und viel Erklärungen)und anschließend natürlich auch Schautafeln (mit autentisch gedecktem Tisch) angeboten, was der Touri Vulgaris immer sehr gut aufgenommen hat. Hinzu kam dann 2008 ein Erdbackofen für Brot. Durch Freunde bekam ich 2009 die Gelegenheit eine bereits für private Zwecke bestehende Taverne nach entsprechenden Veränderungen gewerblich zu nutzen. Neben einer Lagergruppe noch eine Taverne zu führen, erwies sich allerdings als recht problematisch, zumal es auch privat nicht so doll lief. Außerdem gehen auch die Mittelaltermenschen in der Realität einem normalen Beruf nach. Also Schließung der Taverne im Dezember 2009. War aber eine tolle Erfahrung und ich weiß jetzt, dass ich das kann. Und nur das zählt ja.
Am Anfang wurden in der Gruppe gekaufte Kleidungsstücke getragen. Aber schon nach kurzer Zeit wurden (fast)alle Gewandungen meiner Gruppe von mir per Hand nach Originalschnitten mit passendem Material gearbeitet. Das dauert zwar, aber die Sachen sind wesentlich stabiler und durch die Handnaht auch authentischer als gekauftes. Wir haben generell bei der Ausstattung der Gruppe für den Lagerbereich immer darauf geachtet, dass die Dinge paßten. Also keine Petroleumlampen - die gabs nämlich noch lange nicht. Und auch sonst nur in Ausnahmefällen "moderne" Dinge - wie z.B. Brillen. Wer nix sieht, nützt mir nichts. Meine Waffenknechte zeigten sich ebenso fleißig in der Herstellung von Alltagsgegenständen. Das zuletzt für mich gefertigte Stück war ein handgeschmiedeter Kochgalgen. Diesen habe ich wirklich schweren Herzens nach der Trennung von meiner Gruppe zurückgelassen. Das Lager bestand zu Anfang nur aus 2 kleinen Zelten und einem Tisch mit Bänken - als ich die Gruppe verließ, benötigten die Kronsberger eine Fläche von mindestens 350 qm² für Zelte, Sonnensegel, Zuberzelt und Kochstellen. Wir waren zum Schluß 9 Personen. Ich will mich ja nicht selbst loben: aber ich bin wirklich sehr stolz auf meine Gruppe gewesen.

Derzeit habe ich das Hobby leider ziemlich herunterschrauben müssen. Mein Freund muß an den meisten Wochenenden arbeiten und ich habe auch noch nicht die richtigen Leute hier in der Gegend gefunden. Zudem haben wir die Darstellung geändert. Jadis Elisabeth Landgräfin vom Walde ist die eine (von mir favoritisierte) und in der anderen bin ich die Bettlerin Gesine, das Weib vom Lumpenmichel. Beide Darstellungen wie die vorherige auch gut recherchiert und belegt begründet. Mal schauen was sich im nächsten Jahr ergibt. Wer weiß - vielleicht wird ja wieder eine tolle Gruppe daraus.

Ich hoffe, ich habe ein wenig Euer Interesse geweckt.

Hallo
Da hast du aber ein sehr ausgefallenes Hobby.
Da braucht es schon einiges an Leidenschaft fürs Mittelalter und dazu noch einen passenden Mann.

War darüber mal, keine Ahnung vor wie lang, eine Doku in Fernsehen?

Grüße Gedanke

Naja - so ausgefallen ist das Hobby eigentlich nicht. In den letzten Jahren sind die sogenannten Mittelaltermärkte wie Pilze aus dem Boden geschossen.Die meisten kann man aber vergessen, wenn man sich wirklich intensiv damit beschäftigt. Und EINEN passenden Mann? Ich hatte gleich 5 : 2 Waffenknechte, einen Musiker, einen Franziskaner und eben den "eigenen" Kaufmann. Aber hast natürlich recht - so einen zeitraubendes Hobby erfordert einen passenden Begleiter. Mein neuer Lebenspartner paßt darum auch 100% - wir haben uns nämlich durch ein MA-Forum kennengelernt.

Mittelalterliche Dokus gibts ja reichlich im Fernsehen. Die die Du meinst bezog sich wahrscheinlich auf "Freienfels" - das Event für Freunde der Szene überhaupt. Da wurde über einige Leute berichtet, die schon lange dabei sind. (obwohl das auch schon nachläßt) Dann gabs ja noch eine Doku über eine Burgenbelebung vor öh.....2 Jahren? War nett gemacht und ziemlich nah dran.

Wir hatten auch schon überlegt ob wir irgendwie unseren Vogel mit einbringen können. Dem Adel war ja die Falkenjagd vorbehalten...aber einen Harrishawk (Wüstenbussard) gabs zu "unserer" Zeit ja noch nicht hier in Europa. Mal schaun inwiweit wir da nächstes Jahr vielleicht einen anderen Vogel nutzen können.