Hallo Anna , hallo Tina, hallo an alle Anderen mit sozialem Beruf und die, die sich für dieses Thema interessieren,

die Begrüßung von Anna habe ich zum Anlaß genommen, dieses Thema zu eröffnen.

Ich muß Dir, liebe Anna, und auch Tina in vorherigen Themen, komplett Recht geben.
Unser Gesundheits- und Sozialwesen krankt gewaltig!!!

Die Ärzte und das Pflegepersonal können die Arbeit einfach nicht mehr schaffen.
Überall wird gekürzt, wir bekommen aber gleichzeitig immer mehr Verantwortung und müssen immer bessere Qualität schaffen.
Das dabei die meisten im Pflegeberuf regelrecht kaputtgespielt werden und dadurch höhere Kosten auf Krankenkassen und Sozialkassen zukommen, das sieht oder will keiner sehen.

Der psych. Zustand von Tina kommt ja wohl auch irgendwie daher, sicher nicht nur, aber förderlich ist der ganze Streß und die Wechselschichten sicher nicht.
Dazu kommt die eigene Unzufriedenheit, denn wir Pflegenden würden unsere Arbeit liebend gerne besser, angagierter, liebevoller und vor allem mit mehr Zeit für den Menschen leisten.

Bei uns im Haus dürfen wir das Wort "gefährliche Pflege" nicht benutzen, es wurde verboten und zum Unwort des Jahrhundert erklärt.

Und was die Krönung ist: Da ja viele Sozial- und Gesundheitseinrichtungen von den Städten getrennt werden, meist GmbH`s oder ähnliches daraus entstehen, sollen wir nun dafür, daß wir uns durch die schwere Arbeit Knochen, vor allem Rücken, kaputt machen auch noch weniger Geld bekommen.
Wie nett!!!

Ich habe meinen Beruf mal so geliebt
Es hat mir jeden Tag Spaß gemacht zu arbeiten

Aber jetzt I
Ich geh nur noch an die Arbeit weil ich das Geld brauch.

Auf Eure Reaktionen bin ich nun mal echt gespannt.
Angi

ich frage mich manchmal wo das noch alles hinführt. rente mit 67, 5% mehr lohn aber dafür 40 stunden woche. ich arbeite jetzt schon nebenbei im altenheim. einen gewinner wird es dabei nicht geben.denn die versorgung der patienten oder bewohner bleibt auf der strecke. mal ganz davon abzu sehen wie es den pflegenden geht.ein kleines beispiel für alle die vom fach sind.gestern megastress.wir wussten nicht was wir zuerst machen sollten.da kommt unser doc kurz vor feierabend.er möchte die pat. extubieren.obwohl es für heute geplant war. gut also extubation.15 minuten später intubation,da es nicht klappte. mega stress für die patientin und ich hing weiter hinter her.

hab da auch noch ein beispiel...
letztes jahr war mein LG im krankenhaus
personalmangel ohne ende auf der station
und da mein LG auf jegliche hilfe angewiesen ist
bin ich schon morgens ins krankenhaus gefahren um ihn zu waschen weil das personal
es sonst gar nicht geschafft hätte...
und hab gegen abend erst das krankenhaus wieder verlassen

nur in der zeit wo die pflegeperson im krankenhaus ist fällt das pflegegeld weg
ist im grunde genommen auch völlig richtig ...nur in meinem fall hab ich volle leistung erbracht und das krankenhauspersonal damit entlasstet...

da frag ich mich auch wo soll das noch hinführen

und weisst du was.wir haben ein angehörigenprojekt.da wird sich damit beschäftigt die angehörigen mehr in die pflege mit einzubeziehen.mal sehen wie es wird.

Hi Angie, unsere Klinik hat auch 2001 mit einem Krankenhaus fusioniert und seitdem sind wir nicht mehr städtisch sondern eine gGmbH. Ende letzten Jahres ist dann unser Neubau auf dem Gelände des Krankenhauses fertig geworden und wir sind umgezogen. Optisch sieht das alles ganz toll aus, aber in Wirklichkeit Leichtbauweise. Wir haben 2 Akutstationen gehabt, eine für ältere Kinder, die andere ab 0 Jahre Mutter-Kind Station, auf der arbeite ich, nachts. Jetzt sind wir zusammengelegt, zwar noch nach der alten Aufteilung und wir wachen auch zu zweit, fragt sich nur wie lange noch. Wir haben ja einen Stellenüberschuß, irgendein Verw.Dipl.Kfm. wird bestimmt ausrechnen, daß man an den Nachtwachenstellen noch gut sparen kann. Aber die Qualität muss stimmen. Hauptsache wir kriegen die Zertifizierung, die steht dieses Jahr auch wieder an. Da will ich aber nicht mehr da sein, wenn ich nur das Geld nicht so brauchen würde. Allein mit dem Gehalt meines Mannes kommen wir nicht über die Runden, und da bleibt ja auch noch die Rentenversicherung. Ich hab's mal ausgerechnet: 67% vom Nettolohn, (ich bin Steuerklasse 5) da kann einer alleine nicht von leben.
Ich bin auch früher mit Begeisterung zur Arbeit gegangen, ich hab mich drauf gefreut, heute wünschte ich ich würde spontan krank werden.(Aber bloß nicht ins Krankenhaus)

Die Angehörigen in die Pflege miteinzubeziehen, nichts anderes tun wir seit Jahren. Wir hatten früher eine Sr. auf der Frühchenstation,die war nur dafür da den Müttern Still- und Badeanleitung zu geben, gibt's nicht mehr. Dann haben wir angefangen, ein Zimmer einzurichten, in dem eine Mutter mit ihrem Kind einige Tage leben und es fast komplett selbst versorgen kann, aber das Pflegepersonal jederzeit rufen kann. Kam super an. Die Frühchenstation ist leider aufgelöst worden, klar die gehen alle in die Perinatalzentren. Jetzt haben wir Mutter-Kind-Zimmer, eine fast 12-stündige Besucherzeit für die Eltern, aber die meisten sind plötzlich gelähmt, oder bringen natürlich ihre anderen Kinder mit, die dann das Spielzimmer(haben wir auch) verwüsten und dann war es keiner, wer räumt auf, wir. Die Eltern und Angehörigen lassen ihr gebrauchtes Geschirr in den Zimmern und Aufenthaltsraum stehen, obwohl sie es wegräumen sollen, war auch wieder keiner, also räumen wir es weg. Geht alles von der Pflegezeit ab, aber das wird nicht berechnet. Es gibt ja sowieso nur noch Fallpauschalen. Das der Aufwand der Pflege aber nicht nur von der körperlichen, sondern auch psychischen Verfassung der Patienten abhängig ist, wird nicht berücksichtigt. Es geht nun mal nicht hopplahopp, es sind Menschen die krank sind und die sich um ihre Kranken sorgen, die müssen auch beruhigt und aufgemuntert werden, das kostet auch Zeit. Das sollte mal auf den DRG'S stehen.

Da gibts nur eins: Auftrag verweigern,sagen das Patient es noch nicht verkraften würde, ect. Unsere Stationssschwester würde das so machen, und bei der springen auch die Ärzte. Bei mir leider nicht.
lg
Anna

Na? Da habe ich wohl eine Lawine losgetreten?
Das wußte ich!!!

Aber ich finde es sooo traurig! Ich liebe eigentlich meinen Beruf und kann mir auch eigentlich keinen schöneren vorstellen, ich versorge meine Leute immer noch gut und mit Hingabe, aber wer leidet darunter? ICH und MEINE FAMILIE

Und dann ist noch der Dank, daß meine Chefin mich besonders mag und mich zu allem Unglück noch mobbt. Einfach genial! Momentan bin ich auch wieder fällig! Aber mittlerweile leb ich damit, was soll ich machen? Einen gleichbezahlten Job finde ich in meiner Region nur schwer. Ich hab noch den alten Vertrag, zum Glück, und ich muß noch 20Jahre am Haus bezahlen. Also Augen zu und durch!

Wißt Ihr, was mich im Altenheim noch so aufregt?
Jeder Bewohner hat ja dort seine eigenen Tabletten und Tropfen. Also nicht Gemeinschaftsapotheke, sondern jeder für sich mit Namen und Datum gekennzeichnet.
Sollte mal schnell jemand ein Antibiotika brauchen, dann muß das aus der Apotheke geliefert werden, oder am Wochenende müssen wir es abholen.

Jedenfalls soll es ja in einem Altenheim vorkommen, daß mal jemand stirbt, ohne daß das abzusehen war. Wenn dann gerade alle Tabletten neu bestellt wurden, und das sind bei manchen echt viele, und die sind schon angebrochen, dann tauscht es die Apotheke verständlicherweise auch nicht mehr um, für andere Bewohner darf es nicht genommen werden, weil es dann Diebstahl ist (wegen Nachlaß usw., aber die Angehörigen wollen meist die Tabletten nicht haben), dann werden alle Tabletten weggeschmissen!!!
Wißt Ihr, was das für Gelder sind, die da in die Mülltonne wandern?
Und wir wundern uns über unsere hohen Kassenbeiträge???

Als ich noch im Krankenhaus geschafft habe, Herzstation, da ist routinemäßig bei jedem Neuzugang, der einen Herzkatheter bekam, eine Blutgruppe gemacht worden. Es kam aber sehr häufig vor, daß die Patienten nur zur routinemäßigen Nachkontrolle oder zur Stentkontrolle kamen, somit schon einen Herzkatheter hatten und somit auch schon eine Blutgruppe.
Da sich ja bekanntlicherweise die Blutgruppe im Leben eines Menschen nicht ändert, fand ich auch diese Art und Weise der Verschwendung furchtbar. Damals hatte ich mal nachgefragt, eine Blutgruppenuntersuchung kam damals ca. 100,-DM. Was sie jetzt kostet weiß ich nicht und ob das noch so ist weiß ich auch nicht.

Jedenfalls hab ich für mich bemerkt, daß man nicht mitdenken darf und Kritik schon mal gar nicht äußern darf. Dann ist man ein "Querulant"

Ich habe mich LEIDER (und ich geb zu, ich hab ein Problem damit) dazu entschieden, bei Arbeitsbeginn mein Hirn in den Spint zu hängen und erst bei Arbeitsende wieder mitzunehmen.
Schlimm , oder??? Aber damit fährt man besser!!!
Glücklicher ist man aber damit keinesfalls!!!

Hi, Streß mit der Stationsschwester hab ich auch oft. Ständig hat sie was zu meckern. Ich seh sie ja nur bei der Übergabe, aber dann meckert sie über irgendwelche Kontrolluntersuchungen rum, die nachts angesetzt worden sind, oder ich krieg nen Anschiß daß ich meine Arbeit(Nebenarbeit) nicht geschafft hab, das müsse alles bis 6 Uhr fertig sein, schließlich sind sie im Tagdienst auch nicht so viel Leute. Aber das der Spätdienst ständig irgendwelche Nebenarbeiten liegen lässt, sieht sie nicht, macht ja nur Frühdienst. Ich komme mir auch zu blöd vor, dass zu erwähnen. Also halt ich meinen Mund, damit ich ja schnell nach Hause komme, verzichte auf meine Pause, und renn noch ein bißchen schneller. Und denke schon mit Schrecken an die nächste Übergabe.

Nachtrag zu Kontrolluntersuchungen:
Der Witz dabei ist, die werden gemacht, ich seh ja abends die Befunde

Ich verstehe ja absolut, daß der Laden laufen muß, aber bei uns werden so nach und nach alle Mitarbeiter mit altem Vertrag rausgemobbt.
Gestern dachte ich, "DIE" wäre krank, sie war so freundlich??? Kein gutes Zeichen.

Bei uns hagelt es momentan Abmahnungen, letzte Woche hat sogar ihr Lieblingsstationsleiter eine bekommen (auch alter Vertrag). Davor blieb ich bisher zum Glück verschont! Ich mach alles nur noch nach strengster Vorschrift, sicher ist sicher!
Ich sag ja, die Kur war Klasse, hab viel gelernt! Ich kann ganz anders mit der Situation umgehen

ich habe eine freundin die in altenheim gearbeitet hat,sie hat jetzt einen anderen beruf,sie konnte es nicht mehr ertragen wie in manchen heimen die alten leute behandelt werden.sie erzählte mir das man kaum zeit für die pflege derleute bekommt. die von oben sollten mehr nachdenken, was sie beschliessen .,es handelt hier um menschen. claudia44

Das wir keine Zeit für die Leute haben ist leider die Wahrheit.
Aber wie mit den alten Menschen umgegangen wird, das liegt an jedem Mitarbeiter selbst. Natürlich ist die permanente Überbelastung nicht gerade förderlich, aber trotzdem kann jeder einen anderen Menschen mit Würde und Respekt behandeln.